kunstvoll
Art - déco - Villa bekommt einen prächtigen Garten mit viel Platz für Kunst und Aktivitäten
1998 kam es zu einem ersten Kontakt mit einem Stuttgarter Anwalt, der Anfang der 1980er-Jahre eine denkmalgeschützte Art-déco-Villa erworben und über viele Jahre hinweg stilgerecht restauriert hatte. Nachdem dieses aufwendige Projekt abgeschlossen war, sollte der bis dahin unverändert gebliebene Garten neu angelegt werden. Der Bauherr wünschte dabei, einen großen Swimmingpool zu integrieren, Highlights für die Kinder zu bieten, einen parkartigen Garten mit vielfältiger Bepflanzung und skulpturalen Pflanzen zu erhalten und einen repräsentativen Rahmen für Kunst und Kunstwerke im Freien zu schaffen. Der Garten sollte sowohl private Oase sein als auch Repräsentationszwecken dienen.
Gemeinsam mit Bauherr und Hochbauarchitekten wurde über Wochen an unseren Entwürfen gefeilt, bis die Lage des Pools, die Unterkellerung sowie die Anordnung der Terrassen und des Pavillons perfekt zueinander und zum Haus passten. Schon im Entwurfsstadium war eine detaillierte Abstimmung zwischen allen Beteiligten notwendig, da alle Maßnahmen, die in der Rohbauphase für den Pool und die Unterkellerung der Terrassen ausgeführt wurden, Einfluss auf die Gartengestaltung hatten.
Pool und Haus in perfekter Verbindung
Die halbkreisförmigen Stufen von der Terrasse zum Garten wurden im Pool weitergeführt und dieser so mit dem Stil des Hauses verbunden. Die umlaufende, erhöhte Einfassung des Beckens und des Jacuzzis greift ebenfalls die herrschaftliche Architektur des Wohngebäudes auf.
Als Abdeckung des Poolrandes, für die Terrassen um den Pool und die Überlaufrinne wurde grünlicher Granit aus Splügen in der Schweiz verwendet. Für Abwechslung sorgt die unterschiedliche Oberflächenbearbeitung der Platten. Die Poolanlage erhielt einen umlaufenden Kellergang und angrenzenden Technikraum, der vom Haus aus zugänglich ist. Der Zugang zum Keller sollte jedoch nicht nur vom Haus aus möglich sein. Aus gestalterischen Gründen kam ein offener Kellerabgang im Garten jedoch nicht in Betracht. Daher wurde am Rand der Terrasse eine Hebebühne gebaut, mit der Gartentisch und -stühle bei Bedarf auf die Terrasse gehoben werden können. Das Besondere dabei ist, dass der Hubtisch im geschlossenen Zustand auf der Terrasse nicht sichtbar ist, weil das Fugenbild komplett durchläuft. Alle Platten der Abdeckung schließen wie Puzzleteile bündig mit dem umgebenden Belag ab, was unserem Steinspezialisten Günther Pfund seine ganze Handwerkskunst abverlangte. Eine Spezialkonstruktion unter den Platten führt anfallendes Oberflächenwasser ab und verhindert, dass es in den Keller läuft.
Im hinteren Gartenbereich befindet sich ein Pavillon. Geschwungene Wege aus Granitkleinpflaster verbinden die einzelnen Terrassen und Bauteile miteinander. Um die Wege optisch zurückzunehmen, folgen die Fugen des Wegbelags nicht der Laufrichtung, sondern orientieren sich an den Linien der Terrassenplatten. Nach wie vor ein wichtiger Gebrauchsgegenstand für Jung und Alt ist die große „Eventschaukel“, die mittlerweile schon der dritten Generation der Familie viel Freude bereitet. Sie besteht aus einem über 3 Meter hohem Stahlgerüst aus Doppel-T-Trägern, das sich wie eine Skulptur in den Garten integriert. So wird der repräsentative Charakter des Gartens nicht durch „Spielgeräte“ gestört.
Garten der Pflanzenvielfalt
Das Grundstück bestach von Anfang an durch den schönen alten Baumbestand. Es grenzt unmittelbar an den Stadtwald an. Nun galt es, neue, immergrüne Gehölze so zu platzieren, dass die nö tige Privatsphäre gewährleistet bleibt, auch wenn im Winter der Wald und die große Buche im Garten kein Laub tragen. Das ist uns mit einer Hecke aus Kegel-Eiben ( Taxus baccata ‘Overeynderi’), 6 bis 8 Meter hohen Lebensbäumen ( Thuja occidentalis ‘Brabant’) und Scheinzypressen (Chamaecyparis lawsoniana) gelungen. Einblicke aus der angrenzendes Wohnbebauung mit zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden werden komplett abgeschirmt.
Zur Straße hin sorgt eine flächige Abpflanzung mit Bambus für Privatsphäre. Gleichzeitig bietet er mit seinem frischgrünen,immergrünen Laub einen schönen Kontrast zum dunklen Grün der Koniferen. Dieser Garten lebt von der Vielfalt seiner Blattstrukturen, den skulpturalen Formen, aber auch den vielen blühenden Flächen, die sich im Jahresverlauf immer wieder verändern. Sie sorgen dafür, dass der Garten zu allen Jahreszeiten ein abwechslungsreiches Gesamterlebnis bietet.
Der Wunsch des Bauherrn und seiner Gattin war es, eine möglichst große Pflanzenvielfalt zu schaffen. Pflanzenthemen aus Arten mit den unterschiedlichsten Standort- und Bodenansprüchen wie Buchs (Buxus sempervirens), Lavendel (Lavandula angustifolia), Schleifenblume (Iberis sempervirens), Schwertlilien (Iris in Arten und Sorten), Hortensien (Hydrangea in Arten und Sorten), Frauenmantel (Alchemilla mollis), Funkien (Hosta in Arten und Sorten), Seggen (Carex in Arten und Sorten), Glyzinen ( Wisteria flo ribunda), Flieder (Syringa vulgaris), Rhododendren und Azaleen (Rhododendron), Anemonen (Anemone in Arten und Sorten), verschiedensten Gräsern, Farnen sowie Tausenden von frühlingsblühenden Geophyten (Zwiebelblumen) sorgen für ein üppiges Farbenspiel. Die Aufgabe für unsere Planer bestand nun darin, die unterschiedlichen Pflanzen so miteinander zu kombinieren, dass kein unruhiges, zusammengewürfeltes Bild entsteht. Gleichzeitig mussten ihre unterschiedlichen Standortansprüche berücksichtigt werden.So wurden für die Rhododendren und Azaleen allein über 50 Kubikmeter Moorbeeterde eingebracht, damit sie auf dem für diese Gehölze weniger gut geeigneten Stuttgarter Lehmboden wachsen und gedeihen können.
Die großzügigen Rasenflächen bilden zusammen mit der Hintergrundbepflanzung einen repräsentativen Rahmen für Skulpturen und Objekte namhafter Künstler. Besondere pflanzliche Akzente setzen handgeschnittene Formkiefern (Pinus nigra), eine alte Rotbuche (Fagus sylvatica) und mehrere Fächer-Ahorne (Acer palmatum), Magnolien (Magnolia × soulangi ana) und stattliche Rhododendron-Solitäre.
Ein Platz für alle Sinne
Nach einigen Jahren wurde der benachbarte Kanzleigarten mit dem Privatgarten verbunden. Weiterhin konnten die Besitzer 2010 das an die Kanzlei grenzende Grundstück mit einem durch einen Brand beschädigten Haus erwerben. Nach Abriss und Wiederaufbau des Gebäudes im Stil der vorhandenen Villen wurde auch diese Fläche in die beiden bereits vorhandenen Gärten integriert.
Das Ergebnis ist eine stimmige Parkanlage, für die drei unterschiedliche Grundstücke mit ihren Gebäuden in drei Bauabschnitten zu einer Einheit verschmolzen wurden. Ein Park für alle Sinne, ein auch für uns außergewöhnliches Projekt, das wir mit einem ehrgeizigen, kritischen und anspruchsvollen Bauherrn entwickeln und realisieren durften.
Hochbauarchitekten: Lechler und Burger