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Modernes Wohnhaus am Steilhang:
Stufen und Mauern sorgen für erlebbare Gartensituationen
Geplant vom Stuttgarter Architekturbüro Fuchs Wacker entstand 2009 in Stuttgart-Botnang ein Einfamilienhaus in extremer Hanglage. Vom Straßenniveau bis zum unteren Garten beträgt der Höhenunterschied über 12 Meter! Um den Garten nutzbar zu machen, war also eine Terrassierung des gesamten Geländes nötig.
Unsere Planung sah vor, den Garten auf insgesamt sechs Ebenen zu strukturieren. Der Eingangsbereich zum ersten Obergeschoss wird von einer immergrünen Zwerg-Rhododendren-Pflanzung in Trögen aus gestrahltem Rohstahl von der Garagenzufahrt abgetrennt. Diese ist mit Platten aus Sichtbeton und Bändern aus lebhaftem, grünlichem Naturstein belegt. Der gesamte Belag ist mit Rohstahlkanten eingefasst. Diese drei Materialien wiederholen sich im gesamten Gartenbereich immer wieder. Da zum Zeitpunkt der Gartengestaltung der Rohbau bereits abgeschlossen und erste Sichtbetonmauern mit bis zu 2,50 Metern Höhe erstellt waren, stellte der Baustellenzugang eine echte Herausforderung dar. Wir ließen uns eigens für diese Baustelle als Zufahrt eine Holzrampe bauen. So konnte der Höhenunterschied über zwei komplette Stockwerke auf kurzer Strecke überwunden werden.
Vom Steilhang zum terrassierten Garten
Damit der Zugang zum Garten auch von der Straße aus möglich ist, wurde der Hang auf der westlichen Seite mit Quadern aus gestrahltem Sichtbeton und Platten aus Naturstein (Dorfergrün) in Stufen und Terrassen gegliedert. Aufgrund des beengten Raums, der Steilheit des Hangs und des enormen Gewichts der Quaderblöcke und Stufen stellte dies unsere Landschaftsgärtner vor besondere Herausforderungen. Das Ergebnis ist eine skulpturale Landschaft aus Treppen und Podesten. Eine schlanke Pflanzung aus Rotbuchen (Fagus sylvatica) sorgt für ganzjährigen Sichtschutz zum Nachbarn, da die Buchen auch im Winter ihr Laub behalten und sich das rötliche Herbstlaub gut zu den rostroten Stahlelementen im Garten fügt. Im Frühling begleitet ein Band aus weißen Frühlingsblühern (Scilla siberica ‘Alba’) den Treppenabgang. Auf der Ostseite wurde das steile Gelände immer wieder durch erhöhte Pflanzflächen in Rohstahltrögen abgefangen. Die hohen Kanten werden durch die überhängende Bepflanzung gemildert, gleichzeitig wird dem Gebäude die enorme Höhe genommen Immergrüne Gehölze, Stauden und Bodendecker wie die flach wachsende Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus ‘Cherry Brandy’), verschiedene Seggen (Carex), Elfenblumen (Epimedium) und Dickmännchen (Pachysandra terminalis) bilden die Basis der Hangbegrünung. Sträucher wie Ball- und Rispen-Hortensien (Hydrangea arborescens ‘Annabelle’ und H. paniculata ‘Limelight’) sorgen im oberen und unteren Bereich im Sommer für Blüh-Akzente, Apfelbeeren (Aronia melanocarpa) leuchten im Herbst mit ihrem orangefarbenen Laub. Einen besonderen Akzent setzt eine in einem Trog wachsende, handgestaltete Hainbuche (Carpinus betulus). Um die gewünschte skulpturale Wirkung zu erzielen, wurden viele Dutzend Exemplare in den Baumschulen des Ammerlands begutachtet, bevor genau dieses Exemplar ausgewählt wurde. Im Frühling begeistert sie durch den hellgrünen Laubaustrieb.
Die Hauptterrasse auf der ersten Ebene
Die Hauptterrasse vor dem Wohnbereich bildet die erste Ebene des terrassierten Gartens. Sie ist mit Natursteinplatten aus Dorfergrün belegt, einem grünlichen Chloritgneis aus dem Dorfertal in Osttirol. Stufen und Blöcke aus gestrahltem Sichtbeton führen zu den tiefer gelegenen Gartenbereichen. An die Terrasse anschließend befindet sich ein Wasserbecken, aus dem das Wasser zur Hangseite über einen Wasserfall in ein weiteres Becken auf der darunterliegenden Ebene fließt. Die Höhen zwischen den Podesten und Treppen werden über mehrere Pflanzebenen aufgefangen. Optisch wird der Bodenbelag als Wandverkleidung des Pflanztrogs auf der Westseite fortgeführt. Hier finden die roten Rosen ihren Platz, die sich die Bauherrin gewünscht hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite wird der Hang mit Rohstahlkanten abgefangen, wie auch schon in den Bereichen auf der Ostseite am Haus. Die folgende Terrasse ist mit Rasen und Splitt bedeckt, weiße Rosen und Buchs begleiten eine Treppe, die zu einem kleinen Sitzplatz führt. Eine Zier-Kirsche (Prunus sargentii ‘Accolade’) sorgt dort im Sommer für Schatten.
Staudenbeete als Übergang
Lineare Staudenpflanzungen bilden den Übergang in den unteren, weniger formalen Gartenbereich. Lavendel, Blauraute (Perovskia atriplicifolia), Sonnenhut (Rudbeckia fulgida var. sullivantii ‘Goldsturm’) und Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides) gedeihen an dem exponierten Südhang besonders prächtig. Im Frühling sorgen unzählige Zwiebelblumen für Farbe. Betonblockstufen führen entlang der Rasenböschungen auf eine Rasenebene. Von dort gelangt man über eine weitere Treppe in den unteren Nutzgartenbereich mit Obstbäumen und einem kleinen Gemüse- und Kräuterbeet. Ebenfalls auf dieser Ebene befinden sich der Platz für den Kompost und ein Gartenhaus, dessen begrüntes Dach die Skulptur eines überdimensionalen Stuhls aus Rohstahl ziert. Durch einen anspruchsvollen Umgang mit den vorhandenen Höhen und dem Einsatz hochwertiger Materialien gelang es uns, auf allen Ebenen ein wunderbares Wohngefühl zu schaffen.
Hochbauarchitekten:
Fuchs.Wacker. / Stuttgart