kontraste
Eines der wohl spannendsten Projekte, die wir bisher realisieren durften, war ein klassischer Japan-Garten im Osten von Stuttgart. Hier wurden ein Wohnhaus und ein Gartenkonzept realisiert, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.
Der Stuttgarter Architekt Alexander Brenner entwarf eine moderne, klar strukturierte, weiße Villa mit vielen kubischen und linearen Elementen, großzügigen Glasflächen, Außenpool und ruhigen Fassaden. Dazu hatten sich unsere Bauherrin und der Bauherr, inspiriert durch eine berufliche Tätigkeit in Asien, einen Japangarten gewünscht. Besonders gefielen ihnen die Arbeiten von Shunmyo Masuno, Zen-Meister des Kenko-ji-Tempels bei Yokohama, Präsident der Japan Landscape Consultants, Professor an der Universität von Tama und einer der bekanntesten japanischen Gartenarchitekten der Neuzeit. Für die beiden Architekten mit ihren jeweils sehr ausgeprägten Haltungen war es eine fordernde Aufgabe, bei diesem Projekt zusammenzuarbeiten und an den gemeinsamen „Nahtstellen“ zu feilen.
Der Garten vereint geometrische und natürliche Formen wie geschwungene Mauern aus Naturstein und geradlinige aus Beton. Er erstreckt sich vom Haus aus über drei Ebenen den leichten Hang hinab. Von der geradlinigen Terrasse führen Rasenflächen zu verschiedenen geschwungenen Steinelementen bis hin zu einer organisch geformten Wasserfläche. Den seitlichen Abschluss des Teichs bildet eine lineare Betonmauer, die aus dem Haus in den Garten ragt und so alle Elemente wieder verbindet.
Exakte Vorplanung und präzise Ausführung
Die Außenanlagen wurden von Masuno meisterlich und außergewöhnlich exakt mit Skizzen, Ansichten, Pflanz- und Beleuchtungsplänen bis in jedes Detail geplant. Aquarelle veranschaulichten die Entwürfe beeindruckend konkret. Für die Umsetzung hatte Masuno sehr genaue Vorstellungen: er wollte seine Ideen mit ihm vertrauten japanischen Unternehmen realisieren lassen, was jedoch durch die Größe des Projektes, die Logistik, aber auch vom zeitlichen Aufwand her nicht machbar war.
Daraus entstand die Idee einer Kooperation. So bildeten wir ein Team aus japanischen und deutschen Landschaftsgärtnern, die Hand in Hand an diesem anspruchsvollen Projekt zusammenarbeiteten.
Bald konnten wir uns jedoch darauf einigen, dass eine japanische Landschaftsbaufirma in Zusammenarbeit mit uns den Garten realisieren sollte. Die Bauherrin erklärte sich bereit, die japanischen Mitarbeiter zu beherbergen, wir koordinierten alle Arbeiten: die Maschinen, Material- und Pflanzenbeschaffung sowie den Materialeinsatz und das benötigte Spezialwerkzeug aus Japan. Als besonders vorteilhaft erwies sich, dass unser Projektleiter Frank Edelmaier ein Jahr in Japan gearbeitet hatte und mit der Denkweise der japanischen Kollegen vertraut war. Auch diesen Kenntnissen und seinem engagierten Einsatz ist es zu verdanken, dass das Projekt in dieser Form und Qualität realisiert werden konnte.
Ungewöhnliche Materialbeschaffung
Die endgültige Auswahl der Materialien und die Ausführungsdetails wurden erst festgelegt, nachdem sich Masuno von der Qualität der hiesigen Baustoffe überzeugt hatte. In enger Abstimmung entwickelten wir Vorschläge für die Gartenelemente und auch konstruktive Verbesserungen, z. B. bei der Einfassung und den Abdichtungsvarianten von Wasserbecken, Teich und Bachlauf. Die Beschaffung erfolgte dann gemeinsam mit der Bauherrschaft und Masuno in verschiedenen Steinbrüchen, Natursteinbetrieben sowie großartigen Solitärbaumschulen in Norddeutschland. Als Bodengrund im Hauptteich wurde ein Mosaik-Teppich aus vielen kleinen, blau-grünen Kieseln gepflastert. Die Felsen des Bachlaufs und die Trittsteine sollten bereits bemoost sein. Hier entschieden wir uns für Diabas, der in einem Steinbruch in der Eifel abgebaut wird. Mit einer Sondergenehmigung konnten wir im Wald um den Steinbruch Findlinge und Steine per Hand verlesen, die bereits bemoost und verwittert waren. Die geschwungenen Mauern wurden aus Muschelkalk aus dem Fränkischen Jura hergestellt. Sie sind nicht nur in sich, sondern auch im Höhenverlauf weich geschwungen. Fast fugenlos verlegte Steine und niedrige Schichthöhen ergeben ein flächiges und dennoch leben diges Bild. Die Abdeckplatten der Mauerkronen sind an der Oberfläche gebrochen und verlaufen entsprechend der Mauerhöhen in sanften Stufen nach unten. Die geraden Mauern aus strukturiertem, grauem Sichtbeton setzen dazu einen formalen Kontrast und verbinden Architektur und Landschaft.
Für uns war dieser Garten eine großartige Erfahrung, mit neuen, internationalen Einflüssen von der ersten Besprechung bis zur finalen Ausführung. Das konstruktive, respektvolle Miteinander haben zum Gelingen dieses Gartens wesentlich beigetragen.
Gartenarchitekt:
Shunmyo Masuno, Japan
Architekt:
Alexander Brenner / Stuttgart