konsequent
Moderne Gartenarchitektur harmonisch eingefügt
in eine gewachsene Weinbergumgebung
2010 lernten wir auf der Gartenmesse „Outdoor-Ambiente“ in Stuttgart ein außergewöhnliches Unternehmerehepaar kennen Ursprünglich waren sie auf der Suche nach ein paar schönen Gartenmöbeln für ihren Garten in Kirchheim am Neckar und besuchten auf der Messe unseren Schaugarten. Beeindruckt von unserem dortigen Auftritt entschlossen sie sich, uns unmittelbar nach der Messe in ihren Garten einzuladen, um über dessen Neugestaltung zu sprechen. Das Grundstück ist ein ehemaliger Weinberg mit entsprechend steiler Hanglage. Der Garten hatte vor allem im hinteren Bereich eher den Charakter eines Gartenhofs: hohe Mauern aus kleinteiligem, gebrochenem Naturstein wirkten massiv und einengend, fast schon bedrohlich. Erschwerend kam hinzu, dass der Hang in Bewegung war und sich immer wieder einzelne Steine der Stützmauer lösten.
Bei der Planung ließen uns die Eigentümer sehr viel freie Hand und waren für unsere Vorschläge ausgesprochen offen. Uns war sehr schnell klar, dass hier nur eine umfassende Lösung für eine echte Verbesserung der Situation sorgen konnte, denn die Mauern waren so sanierungsbedürftig, dass nur ein kompletter Abriss und anschließender Neuaufbau sinnvoll gewesen wäre. In einem mutigen Entwurf präsentierten wir unseren Gestaltungsvorschlag, der von dem visionären Unternehmerehepaar sofort begeistert aufgenommen wurde. Unsere Idee wurde ohne weitere Änderungen umgesetzt. Der Kernpunkt unserer Planung sah vor, im Garten mehr nutzbaren Raum und Tiefe zu schaffen.
Nutzung auf mehreren Ebenen
Durch die Struktur der alten Weinberge ergaben sich mehrere Gestaltungsebenen. Die hausnahen Bereiche werden intensiv und wie ein Wohnraum genutzt, die oberen extensiver als Nutz- und Ziergarten. Die darüber liegende Ebene hatte man immer naturnah gestaltet bzw. gepflegt. Eine Bank unter einem bestehenden Walnussbaum auf der vorletzten Ebene lädt vor allem am späten Abend dazu ein, bei einem Glas Wein die wunderbare Fernsicht zu genießen.
Da die Höhensituation für den hausnahen Bereich feststand, bedeutete dies, dass 5 Meter Höhe auf ca. 16 Meter Länge zu überwinden war. Um die nutzbaren Terrassenflächen zu vergrößern, musste der Hang also weiter abgegraben werden. Problematisch war die Tatsache, dass der anstehende Hang immer wieder in Bewegung war, was eine statische Bewertung und Lösung notwendig machte. Nach Erteilung der Baugenehmigung konnten die Bagger anrücken – insgesamt wurden für die Neugestaltung gut 1000 Kubikmeter Aushub und Abbruchmaterial bewegt.
Um den statischen und gestalterischen Ansprüchen gerecht zu werden, entschieden wir uns für Stützwände aus anthrazitfarbenem Sichtbeton. Durch die Anordnung der Mauern auf den verschiedenen Ebenen gelang es, einen Raum mit einem wunderbaren Geborgenheitsgefühl zu schaffen.
Auf der Ostseite sorgen immergrüne Eiben ( Taxus baccata), Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus) und Buchs (Buxus sempervirens) in großen Hochbeeten aus dem gleichen Sichtbetonmaterial für Sichtschutz zu den Nachbarn hin. Die Hochbeete strukturieren das Gelände, nehmen der Hauptstützmauer ihre Dominanz und sorgen für Spannung im Garten. Über Stufen aus Betonblöcken gelangt man auf direktem Weg durch die Hochbeete in die obere Gartenebene und den Nutzgartenbereich. Die Stufenanlage wirkt trotz der massiven Betonelemente unglaublich leicht, da sie durch die angrenzende gräserbetonte Bepflanzung dezent mit dem angrenzenden Gelände verschmilzt. Die Bepflanzung der einzelnen Ebenen erfolgte in strengen Reihen und besteht aus einer Vielzahl blühender Stauden und Zwiebelblumen, die einen farben frohen Kontrast zu den anthrazitfarbenen Betonwänden bilden. Lediglich vor der Hauptwand wurden Gehölze – malerisch verzweigteZier-Äpfel (Malus toringo ‘Sargentii’) – gepflanzt.
Kiefer und Wasserbecken als Akzent
Auf einer leicht erhöhten Fläche, eingebettet in die angrenzenden Stützmauern, entstand ein kleiner Platz, der besonders viel Sonne erhält. Eine 7 Meter hohe, zweistämmige Kiefer (Pinus sylvestris)steht dort, als wäre sie hier groß geworden. Wir fanden sie bei einem gemeinsamen Besuch in einer Ammerländer Baumschule. Nach intensiver Suche entdeckten wir dieses Exemplar durch Zufall etwas außerhalb des Quartiers, und allen war sofort klar, dass genau dieser Baum in Kirchheim einen neuen Platz bekommen musste. War der Transport auf dem Tieflader noch ohne größere Probleme zu bewältigen, stellte uns die Platzierung auf dem Grundstück vor Herausforderungen, denn die 7 Tonnen Gewicht waren selbst mit einem großen Autokran nicht über die gegebene Distanz zu bewältigen. Mit dem größten Bagger, den wir organisieren konnten, wurde die Kiefer dann in Millimeterarbeit an der glasbedeckten Pergola vorbei in den Garten transportiert und an der ausgewählten Stelle gepflanzt. Eine sensible Beleuchtung aus der Baumkrone heraus inszeniert nicht nur den Baum, sondern beleuchtet den ganzen Gartenraum abends äußerst stimmungsvoll. Vom ursprünglichen Garten blieb auf Wunsch des Bauherrn lediglich die Pergola erhalten. Teile der neuen, großzügigen Holzterrasse sind – für den familiären Rahmen – überdacht nutzbar, in der Gesamtheit bietet die Fläche aber auch Platz für Gäste.
Wasser als Spiegel und Gliederungselement
Ein optisches Highlight am Rand der großen Holzterrasse zur Stützmauer hin ist das quadratische Wasserbecken aus lackiertem Stahl, das zudem über einen angrenzenden Sitzplatz verfügt. Über die Kanten fließt das Wasser auf zwei Seiten an den Außenseiten nach unten. So ist es von jeder Perspektive aus, vom Garten und aus dem Haus heraus, sichtbar und erlebbar. Die Beleuchtung aus verzinkten Stahlscheiben mit einem mittigen LED-Lichtpunkt wirkt tagsüber wie Seerosenblätter, die auf der spiegelnden Wasseroberfläche treiben. Bei Nacht verwandeln sie sich in effektvolle Blüten.Im vorderen Gartenbereich war die enorme Steigung von ca. 6 Metern auf kurzer Distanz eine große Herausforderung. Eine schlichte Toranlage aus lackiertem Stahl wurde als unterer Abschluss zwischen zwei Mauerelemente eingesetzt. Diese bestehen aus einer Rohstahlrahmen-Konstruktion, in die Riemchen aus Muschelkalk eingespannt sind. Der Treppenaufgang wurde wie die rückwärtigen Gartenbereiche mit Hochbeeten gegliedert. Durch unterschiedlich breite, gestrahlte Sichtbetonstufen und sich seitlich in die Treppe schiebende Podeste und Rohstahlkanten wird er optisch verbreitert, wodurch ein repräsentativer Zugang geschaffen wurde.
Alles in allem entstand in gut eineinhalb Jahren Planungs- und Bauzeit ein Garten, bei dem am Ende kein Stein auf dem anderen blieb. Er integriert sich trotz des massiven Eingriffs in das Gelände hervorragend in die Landschaft. Zusätzlich bietet er nun genügend Platz für viele Gäste. Und für den familiären Nutzen im Alltag wirkt er nicht überdimensioniert, sondern strahlt die notwendige Geborgenheit und Gemütlichkeit aus und dient als Rückzugsort im täglichen Leben. Ein auch für uns ganz besonderes Projekt mit wirklich einzigartigen Bauherren.